Projekt H - Zweite Förderphase
Rausch – Sucht – Wahnsinn.
Drogen-Wahn in Hamburg (1900-1930)
Zusammenfassung
Im Zentrum des psychiatriehistorischen Projekts steht der Wahn im Kontext von Rausch und Sucht in Hamburg zwischen 1900 und 1930, der anhand von zwei Patientengruppen der Hamburger Irrenanstalt/Staatskrankenanstalt Friedrichsberg in seinen vielfältigen städtischen Ausgestaltungen untersucht werden soll. Es geht erstens um süchtige Ärzte und zweitens um nichtärztliche süchtige Patienten. Ziele des Projekts sind eine Multiperspektivierung ärztlichen Handelns im Kontext von Wahn, Rausch und Sucht sowie eine Analyse des unterschiedlichen behördlichen, medialen und professionellen Umgangs mit der Suchterkrankung breiterer Schichten in den 1920er Jahren im Kontext eines zunehmend inkriminierten Drogenkonsums. Beide Patientengruppen sind in Hamburg vor dem Hintergrund spezifischer urbaner Besonderheiten zu vergleichen. Der Hamburger Hafen war Umschlagplatz illegalen Drogenhandels, der Stadtteil St. Pauli eines der großstädtischen Hauptzentren des Drogenkonsums in Deutschland. Vor der Folie dieser spezifischen Topographien, des psychiatrischen und behördlichen Diskurses wie auch der sich in den städtischen Printmedien wiederfindenden Stimmungen sollen die Dynamiken, Störungen, affektiven Facetten und Verschiebungen im Kontext von Rausch, Sucht und Wahnsinn im großstädtischen Raum erschlossen werden.