Projekt C - Zweite Förderphase
Forensische Politik im wilhelminischen Berlin (1887-1917)
Zusammenfassung
Das Projekt untersucht die forensische Politik in Berlin in der Zeit von 1887 bis 1917. Ausgehend von den in der ersten Projektphase analysierten forensischen Kulturräumen des Richtens, Heilens und Strafens werden nun die politischen Auseinandersetzungen an den Nahtstellen dieses städtischen Ensembles forensisch-psychiatrischer Instanzen untersucht. Die forensische Politik wird als eine konflikt- und akteurszentrierte Dynamik verstanden, bei der die Grenzen dieser Kulturräume gezogen werden. Dabei geht es u.a. um die Mobilisierung rhetorischer Mittel, die rituelle Inszenierung symbolischer Handlungen, das Evozieren von Emotionen und Empathien sowie um die Organisation kollektiver Loyalitäten. Diese Strategien forensischer Politik gilt es im Bezug auf die immer wieder vom neuen sich aufdrängenden Probleme im Umgang mit psychisch erkrankten Straftätern in Berlin zu untersuchen. Der Einfluss der Berliner Öffentlichkeit auf die forensische Politik und die Rolle von Fürsorgeeinrichtungen für entlassene Patienten und Gefangene werden analysiert. Das Projekt zielt auf eine feinere Kartierung der Grenzen zwischen den Kulturräumen und untersucht sie unter Berücksichtigung des urbanen Umfeldes.